Was hat das Christkind mit Christus zu tun?
Geschrieben von: Bernd Merling
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Um es vorweg zu nehmen: Gar nichts!
Auch bei überzeugten Christen wird das Christkind auch heute noch immer als Mädchen dargestellt. Jesus aber war ein Mann.
So wie die meisten anderen Symbole der christlichen Feste, ja sogar die Feste selbst, ist auch das Christkind eigentlich müsste man richtiger Weihnachtskind sagen – heidnischen Ursprungs.
So wie in den christlichen Kirchen des ehemaligen oströmischen Reiches, feierten einst alle Christen ihr Christgeburtsfest Anfang Januar. Doch in den meisten Kulturen der christianisierten Völker wurden um die Zeit des 20. Dezember religiös geprägte kultische Feste gefeiert. Vom Jul-Fest im Norden Europas über die Wihe-Nahte (= heilige Tage) im germanischen Bereich bis hin zu den Winter-Sonnwendfeiern der alten Griechen hatten diese Völker ihre Bräuche und Symbole, die heute unser Weihnachtsfest prägen.
Allen gemein war, dass es dabei darum ging, dass von diesem Zeitpunkt ab die Tage wieder länger, die Nächte kürzer werden, die Natur von Dunkelheit und Kälte erlöst wird. Und so war es in Griechenland das neugeborene Mädchen als Symbol neu entstehenden Lebens. Die später, als Frau, ihrerseits Leben gibt. Das Mädchen, das zur Sonnwendzeit geboren wurde, wurde aus der dunklen Höhle heraus, vom Priester der Sonne entgegengehalten, um so die Götter zu beschwören, die Kälte und Dunkelheit zu vertreiben, die Tage wieder länger werden zu lassen.
Bei den Germanen war der immergrüne Baum das Symbol der Natur, die auch im Winter nicht tot ist, sondern nur schläft. Das Symbol des ewig währenden immer wiederkehrenden Lebens. Wie überhaupt der Baum große Bedeutung in der germanischen Mythologie hatte. Und so begingen auch die Germanen die Wintersonnwende als den Termin von dem ab Sonne, Wärme und Leben in die Welt zurückkehren.
Dem Christentum waren diese heidnischen Bräuche selbstverständlich ein Dorn im Auge. Doch trotz aller Repressalien gelang es der Kirche nicht, die Weihnachtsbräuche zu zerstören. Offenbar ist der alemannische Raum für heidnische Bräuche besonders gut. Wie auch die alten Fasnehts-Bräuche hat auch der Weihnachtsbaum trotz Verbots und Verfolgung im Mittelalter hier überlegt und trat im 19. Jahrhundert seinen Siegeszug an, nachdem die Kirchen ihren Widerstand aufgaben und aus dem Weihnachtsbaum den Christbaum machten, so wie sie Jahrhunderte zuvor durch die Verlegung des Christgeburtsfestes auf die Zeit der Wintersonnwende Weihnachten christianisiert und auch das griechische Weihnachtskind zum Christkind gemacht hatten.